Große Aufregung herrschte bei 14 Schülerinnen und Schülern aus den siebten und achten Klassen, als sie am Samstag vor dem ersten Advent spätabends auf die Ankunft ihrer Gastschüler vom Collège Sainte Barbe in der Bretagne warteten. Auf die Jugendlichen aus Simbach und dem kleinen Ort Le Faouet wartete ein abwechslungsreiches Programm, viele Übungsmöglichkeiten in der französischen Sprache, spannende kulinarische Begegnungen und natürlich auch die ein oder andere Träne beim Abschied.
Den Sonntag verbrachten die Franzosen in den Familien. Dafür hatten sich die Gastgeber richtig ins Zeug gelegt und fuhren mit den Kindern nach Salzburg zum Christkindlmarkt, ins Schwimmbad oder zu einer Eislaufbahn. Auch Erholung nach der mehr als zwölfstündigen Fahrt mit Bahn und Bus war nötig, denn die kommende Woche war prall gefüllt mit den unterschiedlichsten Programmpunkten, die die betreuenden Lehrerinnen Tina Kainzelsperger und Ines Geier für diesen ersten Austausch mit Frankreich aufwändig vorbereitet hatten.
Am Montag stand erst einmal das Kennenlernen des Schulalltags in Bayern auf dem Programm. Nach einer herzlichen Begrüßung durch den Schulleiter, Realschuldirektor Alexander Leibelt, durften die Jugendlichen bei ihren Gastkindern im Unterricht hospitieren. Anschließend erlebten sie eine Mathematik-Einheit zur Achsensymmetrie gemeinsam mit einer sechsten Klasse bei Frau Geier, ehe Frau Kainzelsperger eine kurze Einweisung ins „Schachtelprojekt“ gab. Die Kinder sollten dabei paarweise Zahlen auswählen und zur jeweiligen Nummer eine aussagekräftige Box gestalten. „Das gemeinsame Schaffen steht hier im Vordergrund. Außerdem diskutieren die Schüler automatisch über kulturelle Unterschiede, weil manche Zahlen in Frankreich mit anderen Dingen assoziiert werden als in Deutschland,“ erklärt die Studienrätin den Sinn dieser Aktivität. Wie im Flug war der Vormittag vergangen. Der Nachmittag stand ganz im Zeichen der Vorbereitung für einen ersten Höhepunkt der Woche. In vielen Familien wurde gebacken und gekocht, denn für den bayerischen Abend gestalteten sie ein überwältigendes Büffet. Beeindruckend war auch der Auftritt der „Inntaler Trachtler“, die mit Schuhplattlern, Tänzen und den Goaßlschnalzern bayerisches Brauchtum lebendig werden ließen. Sie animierten die Gäste zum Mittanzen, und schnell war das Eis gebrochen, sodass es ein lustiger, unterhaltsamer und sehr herzlicher Abend wurde.
Am Dienstag war der Besuch der Landeshauptstadt München geplant: Die Gäste erkundeten das Deutsche Museum, bummelten über den Viktualienmarkt und warfen einen Blick ins Hofbräuhaus. Am Mittwoch kamen die Jugendlichen wieder mit in die Schule. Mit einem festen Budget durften sie danach in Gruppen auf dem Braunauer Wochenmarkt einkaufen und aus den Produkten in der Schulküche ein ansprechendes Mittagsmenü zubereiten. Da in französischen Schulen nicht gekocht wird, war dies für die Gäste ein besonderes Highlight. Gut gestärkt ging es in den Nachmittag, für den Frau Anna Rogos ein wahres Feuerwerk an mathematischen Tricks und Besonderheiten vorbereitet hatte. Deutsche wie Franzosen hatten viel Spaß mit „Mathematik zum Anfassen“.
Am Donnerstag ging es mit dem Bus zum Königssee, zum Berchtesgadener Christkindlmarkt und zum Abschluss ins Salzbergwerk, wo die Gäste über klare Bergbäche, das Echo und natürlich die majestätischen Berge staunten. Am Freitag mussten die Zahlenboxen zu Ende gestaltet werden. Doch kaum hatten die Jugendlichen begonnen, klopfte es schon an der Tür und der „Heilige Nikolaus“ mit Engel und Kramperl trat ein. Schülersprecher Simon Gotzler besucht selbst den Französischzweig und so konnte der Nikolaus tatsächlich auf Französisch zu jedem Kind etwas sagen. Welch eine Überraschung! Die Gäste staunten nicht schlecht über diesen Brauch, der in Frankreich gänzlich unbekannt ist. Zum Abschluss empfing zweiter Bürgermeister, Bernhard Großwieser, die Gruppe im Rathaus und betonte, wie wichtig solche Begegnungen für die Jugendlichen seien. Dem konnten die Organisatorinnen nur zustimmen.
Anstrengend war die Woche und auch fordernd, doch voller wertvoller Eindrücke, Begegnungen und Erfahrungen. Die Realschule hofft nun, in das Erasmusplus-Programm der Europäischen Union aufgenommen zu werden, damit solche Schüleraustausche vereinfacht werden und die finanzielle Belastung für die Eltern minimiert wird.
