Freitag 29 März 2024

Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin….

Na ja, am Anfang war es gefühlt eher ein Kriechen als ein Fahren nach Berlin, vor allem die letzten 100 Kilometer bis zur Hauptstadt zogen sich wegen eines umgefallenen LKWs auf der Gegenfahrbahn wie Kaugummi – obwohl der im Bus ja eigentlich nach eindeutig lautstarker Ankündigung unseres Busfahrers gar nicht erlaubt gewesen wäre….

Aber nachdem man sich die Zeit mit dem Absingen urbayrischen Volksliedgutes und dem Lied von der Hobelbank erfolgreich vertreiben konnte, war man dann doch nach der Fahrtzeit eines gefühlten Hawaii-Fluges endlich am Ziel – und hungrig; entweder von der langen Fahrt oder von der frischen Berliner Luft oder vielleicht sogar von beidem!?! Auf jedem Fall kamen dann auch sofort karibische Gefühle auf, als man in die ebenso temperierte Wärme des Wintergartens eintrat, den die hotelnahe Pizzeria extra für uns angeheizt hatte. Ob das Essen unter Zuhilfenahme der Heizstrahler zubereitet wurde oder doch im Pizzaofen, wissen wir nicht. Aber „gschmeckt hot‘s und warm war‘s a“!

Der erste Tag in Berlin startete dann mit einer Stadtrundfahrt, bei der uns Bayern das begleitende Berliner Original mit den Highlights der Stadt wie auch des Berliner Dialekts („Kieken Se ma links neben den Reichstach“ - „Hä? Wia? Links nebam Reichsdog is da Kik? Den seng ma ned!“) bekannt machte. Dann ging es weiter ins DDR-Museum, wo man die Lebensrealität im damals „real existierenden Sozialismus“ erfahren und quasi mit Händen fassen konnte: vom echten Trabi, Plaste und Elaste (gab es da eigentlich einen Unterschied?), Zettelfalten bei „echt freien Wahlen“ bis zum gemeinsamen Sitzen auf dem Töpfchen im DDR-Kindergarten, um schon in den frühesten Lebensjahren das Hochgefühl sozialistischer Wartegemeinschaften (so hieß das im Osten, wenn man stundenlang um eine Banane anstehen musste, die dann kurz vorm Ziel „leeder aus woor“ war) einzuüben. Beim anschließenden Shopping auf dem Ku‘damm ging es dann deutlich schneller zu beim marktwirtschaftlichen Schnäppchen-Jagen.

Der Mittwoch startete mit einem staatstragenden Highlight. Auf uns wartete der Reichstag und nach dem Einlass in denselben durch mannigfache Sicherheitskontrollen Max Straubinger, der Bundestagsabgeordnete unserer Heimat Rottal-Inn, der uns 60 Minuten lang (Er is ja a a Sechzger, wia er gsogt hod!) Einblicke in Tagesablauf, Leben, Pflichten und Aufgaben eines Politikers gab. Danach ging es weiter in das DDR-Mauer-Museum am Checkpoint-Charlie, das uns noch einmal die triste Lebensrealität der DDR vor Augen führte, nicht nur durch die Ausstellungsstücke, sondern auch durch die Museumskonzeption…

Dafür brachte der nächste Tag gleich ein weiteres Highlight! Wir begegneten Dutzenden Stars und Persönlichkeiten in realer Lebensgröße. Und das Tolle war, dass sich die alle ganz viel Zeit nahmen für Fotos mit uns: Angela Merkel, Barack Obama, Franz Beckenbauer, Manuel Neuer, Justin Biber, Heidi Klum, Johnny Depp und viele mehr. Sogar der Trump war da. Und auch der erklärte Börliner John F. Kennedy! Eha!?! Was die Madame Tussaud wohl macht, dass die alle zu ihr kommen?

Ergreifend auf ganz andere Weise war dann der Besuch im ehemaligen Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen, in dem der ehemalige deutsche Arbeiter- und Bauernstaat seine Gegner einsperren und drangsalieren ließ. Nachdem man den Worten eines ehemaligen „Republikflüchtlings“ gelauscht hatte, der einfach nur für den Versuch, dem grauen Alltag des DDR nach Westen zu entfliehen, eingekerkert wurde, wurden vielen schlagartig bewusst, welche großes Geschenk wir erleben dürfen, jeden Tag immer wieder die Freiheit genießen zu dürfen.

Zum Beispiel auch die, am Abend in der Jugend-Disco D-Light zu frei gewählter westlicher Tanzmusik so richtig abdancen zu können. Nur bayerische Volksmusik war nicht dabei. Aber dafür wurde auf der Heimfahrt ins Hotel wieder das Lied von der Hobelbank angestimmt.

Ob es dieses war oder der doch recht frühe Zeitpunkt der Abfahrt, was dann am nächsten Tag die Reisegesellschaft auf der Heimfahrt im Bus etwas ermattet bis passiv-schläfrig machte, sei dahingestellt. Aber auf jeden Fall erinnerte es nicht an Unterricht! Oder doch? Nein, doch nicht in der 10a! ;-)